Girl you know it‘s true: die Milly Vanilly Story

Girl you know it‘s true: die Milly Vanilly Story

Girl You Know It’s True habe ich in Dauerschleife gehört. Ich fand Rob und Fab heiß; ihre Tänze noch mehr. Dass sie nicht selbst gesungen hatten, war mir ganz egal. Später machte mich der Skandal um die Band sprachlos. Nun kam die Story ins Kino und brachte Erinnerungen an eine ganz besondere Zeit zurück. Der Film ist bewegend, sehr gut gespielt und wirklich empfehlenswert.

Girl You Know It’s True: Offizieller Filmtrailer (Quelle: Youtube)

Girl You Know It’s True: Das Wichtigste in Kürze

  • Kinostart: 21.12.2023
  • Biopic: FSK 12
  • Dauer: 124 Minuten
  • Hauptdarsteller: Tijan Njie, Elan Ben Ali, Matthias Schweighöfer
  • Regisseur: Simon Verhoeven
  • Deutschland, Leonine Studios

Drei Facts zum Film

  • Die Geschichte der Band orientiert sich nah an der wahren Begebenheit
  • Die Schauspieler verkörpern Rob und Fab mitsamt ihrer Bühnenpräsenz täuschend echt
  • Das Duo erzählt seine Geschichte in einer Rahmenhandlung selbst

Sehenswert?

Für ehemalige Fans der Band ist der Film ein Muss. Wenn du noch nie etwas von Milli Vanilli gehört hast, erfährst du die Hintergründe der Ereignisse, die gern als „größter Skandal der Musikgeschichte“ bezeichnet wurden. Wirklich verstanden haben wir das damals nicht. Der Film bringt nur wenig Licht ins Dunkel, aber vielleicht ist es auch nicht zu verstehen, warum zwei junge Künstler so hart an den Pranger gestellt und dann fallengelassen wurden. In jedem Fall erwarten dich eine sehr gute Inszenierung und eine spannende Handlung, die sich nah an der Wirklichkeit orientiert. Der Film regt zum Nachdenken an. Er bekam von der Jury der Deutschen Film- und Medienbewertung das Prädikat „besonders wertvoll“.

Sehenswert? Eindeutig ja!


Die Geschichte von Rob Pilatus und Fab Morvan

Zwei junge Tänzer treffen sich in einem Aufnahmestudio. Sie kommen aus ganz normalen Verhältnissen: Einer wuchs in Deutschland als Adoptivkind auf, der andere bei seiner Mama in Paris. Beide wollen mit ihrem Talent Geld verdienen. Es ist der Beginn einer Karriere, die nur vier Jahre später mit dem „größten Skandal in der Musikgeschichte“ enden sollte. Rob und Fab waren keine Musiker: Sie waren Performer, die nie auch nur eine Note selbst gesungen hatten. Sie bewegten die Lippen zu einem Vollplayback, das im Studio mit anderen Musikern produziert wurde. Auch die Musik lief vom Band.

Die erste Single erschien im Jahre 1988, der Hype war riesig. Produzent Frank Farian wollte mit den jungen Künstlern den amerikanischen Markt erobern. Dies gelang mit einem unglaublichen Hype, der vor allem Rob nicht gut bekam. Als die Band im Jahre 1990 den Grammy gewann und eine Live-Tour plante, flog der Schwindel auf. Der Ruhm verflog so schnell, wie er gekommen war.

Fab fand zurück in ein normales Leben. Rob starb mit 33 Jahren an den Folgen seines Alkohol- und Drogenkonsums. Die Story ist mitreißend, weil es sich um eine wahre Begebenheit handelt. Wir waren ja quasi dabei gewesen. Vor allem wird sie glänzend gespielt.

Das Leben hat die Story geschrieben

Das Biopic wurde unter Begleitung von John Davis, einer der Stimmen von Milli Vanilli, und Carmen Pilatus, der Schwester des verstorbenen Rob, inszeniert. Fab Morvan war nicht involviert, er hatte die Rechte an eine andere Produktionsfirma gegeben. Frank Farian fungierte als Co-Produzent, er umschreibt den Wahrheitsgehalt des Filmes mit etwa 80 Prozent. Herausgekommen ist eine Geschichte, die der schnelle Ruhm geschrieben hat und die aus verschiedenen Gründen nachdenklich macht.

Nicht alle Fragen werden beantwortet

Im Raum steht die Frage, wie es soweit kommen konnte. Der Film versucht, eine Antwort zu konstruieren, doch ich bin trotzdem nachdenklich herausgegangen. War es die Zeit, war es der Hype, war es der Grammy, war der Absturz gerechtfertigt oder waren die Reaktionen doch übertrieben? Warum handelten die drei Beteiligten Farian, Rob und Fab so, warum ging es nicht anders? Denken Fans darüber nach, was sie ihren einstigen Idolen antun?

Vielleicht ist der Film deshalb so gut, weil er zum Nachdenken anregt. Vor allem ist er sehr gut gespielt: Die Darsteller haben sich perfekt auf ihre Rollen vorbereitet.

Rob und Fab – das täuschend echte Duo

Wenn du in dem Alter bist, in dem du die Story um Milli Vanilli bewusst miterlebt hast, wirst du in dem Moment, in dem die beiden Jungs ihre Frisuren ändern, erstaunt mit den Lidern klappern oder dir die Augen reiben: Tijan Njie als Rob und Elan Ben Ali als Fab sind wirklich perfekt getroffen.

Elan ist Franzose, er hat eine Schauspielausbildung und trat als Tänzer bislang nicht in Erscheinung. Für Tijan, der aus verschiedenen deutschen Fernsehproduktionen und als Soapdarsteller bekannt ist, ist es die bislang größte Rolle. Wer Let’s Dance schaut, konnte sich von seinem Talent als Tänzer überzeugen. Die Bühnenauftritte sind perfekt inszeniert, es macht Spaß, zuzuschauen. Du bist mitten drin, in der Zeit.

Rob und Fab verband eine enge Freundschaft, sie bezeichneten sich selbst als Brüder. Auch diese Facette ihrer Verbindung kommt im Film sehr gut zum Ausdruck. Der Aufstieg von einfachen Jungs, das Leben in Amerika, die Zeit nach dem Absturz: Alles wird brillant erzählt. Auch wenn du weißt, was passieren wird, ist der Film zu keinem Zeitpunkt langweilig. Die Handlung lebt von der Spannung der wahren Ereignisse. In Bezug auf den Spannungsbogen hast du einen kleinen Vorteil, wenn du nicht so tief in der Story steckst: Die Frage, was denn nun eigentlich passiert, wird lange offen gehalten.

Matthias Schweighöfer als Frank Farian

Ich bin kein großer Fan von Schweighöfer-Filmen, doch in der Rolle des Frank Farian hat er mich überzeugt. Fokussiert auf den Erfolg, auf die Eins in den Charts, auf die goldenen Platten und das Geld, verkörpert ihn Schweighöfer mit der Portion Wahnsinn, die für einen so enormen Erfolg wohl erforderlich ist. Das Handeln des Produzenten ist aus seiner Sicht nachvollziehbar, er wirkt zu keinem Zeitpunkt unsympathisch. Der echte Frank Farian empfindet sich als sehr gut dargestellt, und das mag in einem Biopic etwas heißen. Ich bin auf den Geschmack gekommen und werde mich überreden lassen, auch den nächsten „Schweighöfer“ anzuschauen.

Die Rahmenhandlung hat mir gefallen

Rob und Fab sitzen auf einer Couch und erzählen ihre Story selbst. Ich fand das sehr gut gemacht. Sie reflektieren die Ereignisse aus dem Abstand, den sie heute vielleicht hätten, wenn Rob noch leben würde. Sie erklären sich gegenseitig ihr Handeln und geben sich versöhnt miteinander. Das waren sie wohl auch: Obwohl sich ihre Wege trennten, weil Fab sich vom Ruhm abkehrte und Rob bis zuletzt nach neuen Chancen suchte, gab es niemals böses Blut.

Warum du „Girl You Know It’s true“ anschauen musst

Ob Fan oder nicht, ob miterlebt oder zu jung: Den Film solltest du dir anschauen, wenn du dich für Musik interessierst und wenn du das Business aus der Zeit verstehen möchtest, in der wir in Deutschland die Wende erlebten. Heute ist die Musikwelt eine andere, der Skandal wäre vermutlich gar keiner. Auch andere Bands haben nicht selbst gesungen, was nicht so weite Kreise zog. Farian verkaufte in seiner Karriere mehr als 800 Millionen Alben und gab zahlreichen Künstlern seine Stimme, unter anderem dem Tänzer der Band Boney M., Bobby Farell.

Warum das Duo Milli Vanilli im Gegensatz zu anderen Playbacks so tragisch endete, kannst du dir nach dem Film vielleicht besser beantworten, als es mir gelungen ist. Es liegt nicht am Film, es liegt an der Story, die auf ihre Weise Musikgeschichte schrieb. Vielleicht will ich sie nicht begreifen.

Mein Lieblingssong ist übrigens I’m Gonna Miss You. Den muss ich jetzt gleich anspielen und mich an die alte Zeit erinnern. Dir wünsche ich viel Spaß im Kino oder später, wenn der Film im Stream veröffentlicht wird.


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